Unter modellbasiertem Qualitätsmanagement werden in der BIM Arbeitsweise Methoden und Prozesse zur Sicherung der inhaltlichen, strukturellen, geometrischen und bautechnischen Qualitäten eines digitalen Gebäudemodells verstanden. Qualitätsmanagement ist eine Teilaufgabe der BIM Koordination.
Die Methoden reichen dabei von einfachen geometrischen Kollisionsprüfungen innerhalb eines Modells oder zwischen unterschiedlichen Teilmodellen, bis hin zu umfangreichen Attribut-basierten Prüfungen und deren Abhängigkeiten.
Zur Abstimmung und Kommunikation etwaiger Prüfergebnisse kommen Methoden der modellbasierten Kommunikation zum Einsatz.
Zu den vorrangigen Bestrebungen zählen:
- Gewährleistung einer vordefinierten, standardisierten Modell-Qualität, welche für die genormte Übergabe und automatisierte Auswertung von Modellen von zentraler Bedeutung ist.
- Sicherstellung der Einhaltung von Modellierrichtlininen und Informationsgehalt pro Leistungsphase (sind alle Elemente vorhanden, ausreichend detailliert und über Attribute beschrieben?
- Vermeidung von offensichtlichen geometrischen Kollisionen, die ein großes Fehlerpotential bei der Bauausführung bzw. bei der Massenauswertung darstellen.
- Sicherstellung von ausreichend Raum vor oder neben Elementen wie Türen, Sanitärobjekten, Revisionsklappen, etc. (Wartungsfreiheit, Montagefreiheit, Barrierefreiheit, Öffnungsfreiheit).
- Sicherung einer ausreichenden Modell-Performance. Vor allem programm-interne Warnungen (bspw. in Revit) führen zum Teil zu erheblichen Performance-Einbußen und können den Projektverlauf bis hin zu Projekt-Crashes erheblich stören.
- Sicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit der alphanummerischen Beschreibungen aller Modellkomponenten pro Leistungsphase (z.B. normgerechte Bezeichnung des Brandschutzes einer Wand in der Phase Entwurf)
BIM Qualitätsmanagement setzt eine durchgängige Struktur, eine einheitliche Nomenklatur und eine klare Rollen- und Aufgabenverteilung voraus. Nur so gelingt es, Fehler verlässlich zu finden und diese effizient kommunizieren und beheben zu können.
Die Abbildung zeigt das Qualitätsmanagement als einen Bestandteil des Regelkreises digitaler Projekt- oder Firmensetups:
Je zentraler die Vorgaben (linke Seite) eines Firmen- oder Projektstandards dokumentiert sind, desto leichter gelingt es, diese in den Setup der Authoring Tools (rechte Seite) zu überführen und auch Regeln für das Qualitätsmanagement zu definieren.
Unter Quality Gates werden Soll-Qualitäten und Inhalte eines digitalen Gebäudemodells zu einem bestimmten Zeitpunkt im Lebenszyklus verstanden. Ein Beispiel dafür sind zulässige Kollisionen in bestimmten Planungsphasen: So wird z.B. häufig toleriert, dass Kollisionen zwischen Architektur- und Lüftungskomponenten im Vorentwurf vorkommen, in der Ausführungsplanung hingegen nicht mehr.
Derartige Festlegungen werden in Abhängigkeit von der Projekterfordernissen überlicherweise in BIM Abwicklungsplänen definiert.
Dabei wird vor allem für die geometrischen Soll-Qualitäten häufig eine Matrix-Darstellung gewählt, welche die verschiedenen Disziplinen bzw. Gewerke in einer Zeitabhängigkeit illustriert:
Für modellbasiertes Qualtitätsmanagement gibt es eine Vielzahl von Softwarelösungen am Markt. Diese reichen in ihrem Funktionsumfang von reinen Algorithmen zur geometrischen Kollisionsprüfung über die datenbankbasierte Fehleranalyse bis zu vollumfänglichen, regelbasierten Prüfungen.
Neuere Ansätze versuchen, über die reine Modellprüfung hinaus eine insgesamte Übersicht zu allen in einem Unternehmen auftretenden Fehlern zu gewinnen, um so Rückschlüsse auf Schulungsbedarf, Anpassung von Standards algorithmischer Schnellchecks ziehen zu können.